Andalusien: von Wind und Sand

 Wie haben wir uns die letzten Tage vertrieben? Erstmal ist es so schön, dass man schnell in den Rhytmus der Stadt kommt und ziemlich zügig mit entschleunigt. Demzufolge haben wir das mit dem Ausschlafen ganz gut hinbekommen und wollten uns am Donnerstag dann um eine Überfahrt nach Tanger in Marokko kümmern. Wenigstens einmal die Straße von Gibraltar überquert haben. Ein perfekter Tagesausflug.


Mit so einer Fähre gelangt man in etwa 35min von Tarifa nach Tanger.

Nachdem wir uns in der Touristeninformation, bei zwei Fährfartenanbietern und am Hafen erkundigt hatten stellt sich heraus, dass offenbar gerade das Ende der Ferienzeit dazu führt, dass undverhältnismässig viele Menschen von Tanger nach Europa übersetzen wollen und die Anbieter deshalb die Tagestouren gestrichen haben. Es kann nicht mehr garantiert werden, dass man am gleichen Tag wieder zurück kommt. Man bekommt ein Ticket nach Marokko, allerdings kann man im Zweifelsfall für die Rückfahrt 5-6 Stunden Wartezeit am Hafen einplanen, denn hier gilt „wer zuerst kommt malt zuerst“. Schade. Die 70€ pro Nase sparen wir uns dann lieber und verzichten auf die Überfahrt. Das stimmt uns traurig, aber hier ist es ja auch ganz schön.

Hafen von Tarifa

Nach einer den Anstrengungen angemessenen Siesta sind wir also soweit südlich wie irgendwie möglich auf die Isla de la Palomas fussgewandert und hier steht man dann tatsächlich zwischen Mittelmeer(Playa de Chica) und Atlantik (diverse andere Playas). und man hält sich besser gut fest, denn hier gibt‘s in erster Linie viel viel Wind und eine kostenlose Sandbestrahlung. Dennoch herrlich.







Nach soviel Geografie dann aber erstmal ein kaltes Cerveza. In der Bar deren Name mir leider entfallen ist (okay- vielleicht war es nicht nur ein Cerveza..) haben wir den Flamencogitarristen Jesús getroffen, der seiner Aussage nach hier in seiner in seiner Heimat auf Urlaub ist und sich freut Flamenco spielen zu können. Er sei wohl sonst international mit einer Gruppe unterwegs und dieseGruppe bevorzuge andere Musikstile. Sei es so oder nicht- er hat uns super unterhalten und als dann auch noch jemand dazu kam, der auf einem Blecheimer die Drums gespielt hat, gab es eine nette kleine Jam session.

Groupie von Jesús

Jesús

Im Anschluss daran ging es dann auch schon wieder zum Abendessen ins El Ombligo. Super lecker, sehr zu empfehlen. Schöne Variante von Burgern, genannt Serranitos.

Serranitos

Eine von unzähligen kleinen Gassen in Tarifa

Durch die vielen kleinen Gässchen haben wir uns dann ins Almedina durchgeschlängelt wo Mano A Mano ein Flamenco Konzert zum besten gegeben haben.
Feststellung: für Flamenco muss man offen sein und idealerweise des Spanischen mächtig. Während ersteres noch im Rahmen meiner Möglichkeiten liegen mag hat selbst mein Duolingo Spansich-Crashkurs für zweiteres nicht ausgereicht. Folglich schien mir dieses Kunststück von großem Leid geprägt und der Ersthelfer in mir (tatsächlich war ich vor etwa 25 Jahren ja mal Mitglied im Jugendrotkreuz!) wollte des öfteren einschreiten. Aber die weltgewandte Frau Z. hielt das für unangemessen und somit hat Mano sein Ding gemacht. Stellt euch zum nächsten Foto einfach schmerzerfüllte Laute vor. Vermutlich Beziehungsprobleme. Oder eine spanische Männergrippe.

Flamenco im Almedina

In der Tat hat dieses Konzert aber wirklich viele Leute angezogen so dass wir auch noch interessante Menschen getroffen haben. Ein Geschwisterpaar aus der Nähe von Nürnberg, die von Hostel zu Hostel trippen. Eine aus Marbella stammende aber in Irland lebende Mutti mit ihrer 20 Monate alten Tochter, die seit langem mal wieder ausgegangen ist. Axel (Kumpel von der soeben genannten) und Martin undFreunde.

Martin wurde in Braunschweig geboren, ist mit 4 Jahren nach Malaga umgesiedelt und ist nun zurück, nachdem er 10 Jahre in Braunschweig Energieingenieurwesen studiert hat mit Vertiefung Windenergie. Ich würde sagen hier kann er damit gut auskommen. Er hat bei Granada ca. zwei Jahre in einem Snowboardverleih gearbeitet. Klingt komisch, aber tatsächlich ist auf dem Pico del Veleta ein Skigebiet zu finden, in welchem bis Mai schöne Pisten oberhalb der Baumgrenze zu befahren seien. Soviel Geografie wie an diesem Tag hab ich in 13 Jahren Abi nicht gehabt.

Und dann war da noch Axel aus der Nähe von Stuttgart, seit ca. 30 Jahren hier ansässig. Künstler und Vermieter. Er hat uns noch Reisetipps gegeben und eine Empfehlung für den besten Thunfisch in Tarifa.  Alles notiert.


Einige Bier, Wein und Gin Tonic später wollten Lunge und Leber dann ins Bett. Ein gelungener Ausklang im Almedina.

Den nächsten Tag mit einer Aspirin beginnend ging‘s dann auf die Empfehlung unserer lieben Freunde Frau P. und Herrn L. zuerst in die Bäckerei des Vertrauens: La Tarifeña. Ich war so überwältigt, hab direkt vergessen ein Foto zu schießen.

Nach dem Frühstück haben wir uns die Iglesia de San Francisco de Assisi angeschaut. Am Plaza de Angel. Also wenn das kein gesegneter Ort ist weiß ich auch nicht. Interessanterweise macht man hier offenbar weniger mit Bildern und Fenstermalerei, sondern hat viele, teils mannshohe, Figuren in den kleinen Kapellen.





Kurz zuvor hatte ich noch Axels Empfehlungen folgend etwas an der weiteren Reiseroute gefeilt („man reiche mir das Internet“ sprach er und buchte wild umher) und unseren Trip nach Sevilla etwas verkürzt um noch einen Abstecher nach Córdoba einzubauen.


Apropos Axels Empfehlungen: zum Glück sind wir wirklich noch ins El Tapeo um dort den seiner Meinung nach besten Thunfisch der Stadt zu essen. Nicht nur, dass wir Jesus prompt wieder getroffen haben, nein auch das Essen war gut, günstig und offenbar finden sich hier etwas außerhalb der Altstadt auch noch ein paar Tarifianer auf einen Plausch, ein Cerveza und einen Snack ein. Es ist also nicht die schlechteste Wahl. Super freundlich war man ebenfalls. Das mag ich.

Dann noch fix einen Strohhut besorgt (ab hier 100% Urlaubsfeeling) und dann satt und zufrieden auf in Richtung Bolonia. Leider haben wir im Nachhinein strategisch falsch entschieden und sind erst zum Strand (ist ja Siesta) und wollten danach noch ins Baello Claudia, eine der ältesten Zeugnisse der Römer in Form einer Ausgrabungsstätte. Die war dann nur leider schon geschlossen. Verflixt.

Aber Don Juan hat uns wunderbar nach Bolonia gebracht und wir haben uns hier am Playa de Bolonia erfolgreich eine Hautschicht absandstrahlen lassen. Um hier an den Strand zu gehen braucht man wirklich eine Strategie. Entweder man nimmt nix mit oder alles sollte sandfest sein. Wir haben weder das eine noch das andere gewählt und werden die letzten Sandkörner noch in schätzungsweise einemJahr irgendwo wiederfinden.





Alles in allem aber viel Sonne, viel Haut, viel schön. Für mich das erste Mal Baden im Atlantik: die Wellen machen Spaß. Und dank des Windes ist auch eine Runde Frisbee mal was anderes. Ich würde wieder herkommen :)

Zurück in

haben wir mit mehr Glück als Verstand tatsächlich auch wieder noch einen Parkplatz gefunden, was besonders dahingehend bemerkenswert ist, als dass die Parkflächen in der Altstadt wegen der Feria langsam geräumt werden und gleichzeitig gefühlt auch wegen der Feria mehr Leute anreisen. Eigentlich sollten wir das Auto bis zur Abreise nun dort nicht mehr weg bewegen, denn es hat Kofferdistanz zu unserem Apartment. Mal gucken wie wir das entscheiden.

Den restlichen Abend haben wir mit Entsandung, Sachentrocknung (die eine oder andere Welle kam näher als gewünscht - Protipp: am Atlantik lieber etwas weiter weg vom Wasser..) und Essen verbracht.

Während der Service im Temaki echt nicht gut und die Sushi zum Teil herausfordernd war (zum Gesamterlebnis möge man den Kopf der Gambas auszutschen und dann das Hauptteil essen) sind wir dann im El Lobo mit Tischgrill zufrieden abgespeist worden. Also auch hier: eine Empfehlung.



Zum Tagesabschluss noch ein schönes Bier und dann zur geruhsamen Nacht.


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